Ziele der Biografischen Arbeit


Ziele der biografischen Arbeit


Menschen, die die Vergangenheit wirklich verarbeitet haben, können ganz allgemein viel leichter loslassen, dadurch wiederum selbstbewusster und vor allem selbst bestimmt ihre Gegenwart und Zukunft gestalten. Durch das "eins sein mit sich selbst" sind sie zudem in der Lage, besser mit den Schwierigkeiten des Alltags oder denen des Älterwerdens umzugehen

 

Es ist bedeutsam, was der Mensch einmal war und was ihm wichtig ist. Es ist nicht Intention der Biografiearbeit, das Leben des Menschen kritisch zu durchleuchten und ihn vielleicht sogar auf Fehler oder Versäumnisse hinzuweisen. Bei Biografiearbeit (BA) handelt es sich auch nicht um eine kritische Auseinandersetzung mit den Versäumnissen des Lebens.

  Vielmehr soll eine versöhnliche Lebensbilanz möglich werden. Eine "Ratschlag-Haltung" verbietet sich. Widerspruch ist bei dieser Methode nur vorsichtig anzubringen. Der Mensch soll nicht zum Erzählen gedrängt werden, er bestimmt selbst, wem er wann und was anvertraut und was ungesagt bleiben soll. Vertrauen ist eine sehr wichtige Komponente für die biographische Arbeit Biografiearbeiter müssen Vertraulichkeit gewähren, sie müssen ein verlässlicher Partner sein in der Interaktion mit dem Erzählenden. Jeder muss sich sicher sein können dass er mit Achtung behandelt wird. Man kann Regeln aufstellen, durch die sich alle Beteiligte zu Verschwiegenheit und Respekt verpflichten. Es ist wichtig, Grenzen wahrzunehmen und diese nicht zu verletzen


 

“Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.” Sören Kierkegaard

 

Biografiearbeit ist eine strukturierte Form zur Selbstreflexion der Biografie in einem professionellen Setting. Die Reflexion einer biografischen Vergangenheit dient ihrem Verständnis in der Gegenwart und einer möglichen Gestaltung der Zukunft. Dabei wird die individuelle Biografie in einem gesellschaftlichen und historischen Zusammenhang gesehen. Aus dieser Sichtweise lassen sich zukünftige Handlungspotenziale entwickeln

 


 

Die Stärkung autobiografischer Kompetenzen: d. h. fähig zu werden, sich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen; den Mut zum Erzählen vermitteln – denn besonders in den Geschichten der älteren Generationen liegen verborgene Schätze für die nachfolgenden.

 

Die Rekonstruktion der Lebensgeschichte des Einzelnen: d. h. einzelne Geschichten sollen „wiederbelebt“ werden, um so ein ganzheitliches Verständnis der eigenen Biografie zu bekommen.

 

Die Integration der Lebensgeschichte: durch positive Verarbeitung können Brüche, Widersprüche und Scheitern zu einer versöhnten Lebensgeschichte reifen. Gewonnene Erkenntnisse können so sinnvoll für die Zukunft genutzt werden.

 

Zeigt Wege auf, wie Konflikte, Widerstände, unverständliche Verhaltensweisen einzuordnen sind und sich auflösen können

 

Fördert die Selbstachtung, das Selbstwertgefühl des alten Menschen, der sich in seiner Persönlichkeit, in seiner ganz einzigartigen Geschichte akzeptiert und anerkannt weiß

 

Mobilisiert Kräfte im Menschen, weil er ermutigt wird, an alte, gute Erfahrungen in seinem Leben anzuknüpfen und schlechte zu akzeptieren

 

Löst einseitige und verkrampfte Konzentration auf das Unbill, die Probleme des Augenblicks, der Gegenwart und öffnet Blicke in die Zukunft“

 

Biografiearbeit - nicht nur für altgewordene Menschen-

sich der eigenen Identität bewusst zu werden

 

 


Das vom US-Amerikaner Robert N. Butler entwickelte Konzept einer Lebensrückschau (life-review) besagt, dass viele Menschen mit zunehmendem Alter den Wunsch verspüren, dem vergangenen Leben einen Sinn zu geben. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit kann persönliche Sicherheit geben, das Selbstvertrauen stärken und dabei helfen, die schwierigen Situationen des Älterwerdens besser zu bewältigen. Eine Beurteilung der erlebten Vergangenheit aus nachträglicher Sicht kann zu einer Integration der Biografie führen. Jene Diskrepanz, welche sich aus einem damaligen Wollen und dem tatsächlichen Lebenslauf ergibt, kann aufgehoben oder zumindest geringer werden.

Begleitung der ganzen Familie, Heilpraxis Hilarion, Heilpraktikerin Anja Stolp, Berlin
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Es werden zwei Vorgehensweisen unterschieden:

 

1.Zur gesprächsorientierten Biografiearbeit zählen Einzel- und Gruppengespräche, welche zu vorgegebenen Themen angeboten werden. Es können Themen wie z. B. Schulzeit, Familienleben, Beruf, … behandelt werden.

 

2.Die aktivitätsorientierte Biografiearbeit in der Altenpflegezum Beispiel, zeichnet sich durch aktive Tätigkeiten aus. Beispiele sind das Singen bekannter traditioneller Lieder mit anschließendem Gespräch, Museumsbesuche, handwerkliche Aktivitäten, Basteln. Auch das Ausführen alltäglicher Handlungen, z. B. Tisch decken, kann dazugehören.

 

 In beiden Arbeitsweisen können Familienangehörige einbezogen und Techniken der systemischen Therapie eingesetzt werden wie klientenzentrierte Gesprächsführung, aktives Zuhören und Familienaufstellung. Eine alternative Technik ist die biographisch-narrative Gesprächsführung, die sich aus der qualitativen Forschungsmethode des narrativen Interviews entwickelt hat. Die aus der Biografieforschung stammenden kommunikativen Regeln werden auf eine professionelle Biografiearbeit übertragen.

 

 

 Ein weiterer methodischer Ansatz ist die Darstellung des jeweiligen Lebenslaufs in einer ganzheitlichen Betrachtungsweise. Hierzu können biografischen Daten aus einzelnen Lebensbereichen gesammelt werden.

 

· Soziale Situation, Familienverhältnisse, Bezugspersonen, gesellschaftliche

 

· Beziehungen, Einkommen und Vermögen.

 

· Kulturbiografie: Kulturelle Herkunft, persönliche Traditionen, Ess-, Wohn-,

 

· Freizeitkultur.

 

· Körper- und Öko-Biografie:Eigene Körper, Wege zur Sexualität, Natur, Umwelt,

 

· Stadt und Land, Kindheit.

 

· Glaubensbiografie: Mythologische Elemente, Religion, Spiritualität, Gottesbilder.

 

· Persönlichkeitsbiografie: Kognition, Emotion, Verhalten, Bewältigung.

 

· Bildungsbiografie: Schule, Studium, Wissen, Techniken, Weiterbildung


 

 

 

 

 

Bei der Biografiearbeit werden die drei Zeitformen nach John McTaggart einbezogen:

 

  •  Erinnerung an die Vergangenheit als Lebensbilanz;
  • Begleitung in der Gegenwart als Lebensbewältigung;
  • Perspektive für die Zukunft als Lebensplanung.

 

In einer zeitlichen Sichtweise geht es um eine Bilanzierung vergangener Lebensleistungen, um eine Integration von Lebenserfahrungen in ein gegenwärtiges Selbstbild und in der Lebensplanung um eine Entscheidungsfindung zukünftiger Aktionen.

 

Das zeitliche und methodische Paradigma verfolgt dabei das Ziel, ein individuelles Gefühl von Kohärenz herauszubilden. Durch die Kohärenz wird die persönliche Identität als eine in sich zusammenhängende Einheit empfunden.

 

Biografisches Arbeiten, Heilpraxis Hilarion, Heilpraktikerin Anja Stolp, Berlin
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